Was ist BARF?

Was ist eigentlich BARF?

Nach dem Beutetierkonzept

Was ist BARF?

Unter BARF versteht man im deutschen Sprachraum die biologisch artgerechte Rohfleischfütterung oder das biologisch artgerechte rohe Futter. Hierbei geht es um ein Fütterungskonzept, bei dem der Hunde- oder Katzenhalter die Ration seines Haustiers nach dem Beutetierkonzept frisch zusammenstellt. Wie der Name außerdem verrät, füttern wir rohe Bestandteile. Mit rohen Zutaten alleine ist es aber nicht getan. Ich werde das Beutetierkonzept am Hund erklären und dann auf die Besonderheiten eingehen.

Die Frage ist also, wie mache ich es richtig?

Inzwischen gibt es einen regelrechten BARF-Hype und demnach auch unzählige Meinungen. Im Internet lassen sich zahlreiche Methoden finden und auch in Büchern sind verschiedene Ansätze beschrieben. Jede Herangehensweise scheint die Beste und damit die einzig Richtige zu sein.

Wem soll man nun also glauben?

Fangen wir am besten mal ganz von Vorne an – also mit dem Vorfahren unseres Haushundes – dem Wolf. Nun mögen einige auflachen und sagen, dass der Hund kein Wolf ist und sich so auch das Fressverhalten mit der Domestizierung verändert hat. Vergleicht man aber die „wesentlichen artbestimmenden physiologischen Eigenschaften (insbesondere des Verdauungskanals)“ [1], so fällt auf, dass diese fast unverändert sind. Daraus lässt sich schließen, dass eine Fütterung, die sich am Fressverhalten des Wolfs orientiert, wohl als artgerecht bezeichnet werden kann [1].

Aber was frisst so ein Wolf überhaupt?

Der Wolf und auch der Hund sind in erster Linie Fleischfresser. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich ausschließlich von Fleisch ernähren. Im Gegensatz zur Katze – die ein reiner Fleischfresser ist – können Hunde auch nicht-tierische Bestandteile verarbeiten. Beispielsweise fressen Wölfe durchaus auch Früchte, Gräser oder Kräuter oder nehmen Kot von Pflanzenfressern auf. Deshalb bezeichnet man den Hund bzw. Wolf auch gerne als Carni-Omnivor, also den Fleisch- und Allesfresser [1][2].

Was bedeutet das also für die Ernährung unseres Hundes?

Wir orientieren uns beim BARFen an der Ernährung des Wolfs. Sehen wir uns nun erstmal ein typisches Beutetier an. Ein Wolf würde beispielsweise einen Hasen fressen. Nun besteht ein solcher Hase ja nicht nur aus Muskelfleisch und Fett (48%), sondern auch aus Fell und Darminhalt (21,5%), inneren Organen und Blut (23%) sowie Knochen (7,5%) [3]. So wird auch schnell klar, dass z. B. eine reine Muskelfleischfütterung nicht zielführend und vor allem nicht bedarfsdeckend ist. Ohne Knochen und Innereien hätte der Hase sicher ein ziemlich mühsames Leben.

Außerdem wissen wir bereits, dass sich der Wolf nicht ausschließlich von Beutetieren ernährt. Daher fügen wir einer bedarfsdeckenden BARF-Ration auch pflanzliche Bestandteile hinzu, um den Rohfaseranteil in der Nahrung nachzuahmen. In diesem Zusammenhang spielen auch sekundäre Pflanzenstoffe eine wichtige Rolle, da ihnen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird. In Summe ergibt sich aus diesen Bestandteilen ein Fütterungskonzept, welches sich an der natürlichen Nahrungsaufnahme eines Wolfs orientiert. Bei der Katze funktioniert es ähnlich. Da diese aber ein reiner Fleischfresser ist, gibt es hier nur einen minimalen pflanzlichen Anteil, auf den ggf. auch verzichtet werden kann.

Wie teilt sich eine BARF-Ration auf?

In den nachfolgenden Diagrammen könnt ihr die mögliche Aufteilung einer üblichen Hunde-BARF-Ration (ohne Getreide) sehen. In bestimmten Situationen (z. B. Wachstum, Senior), bei Unverträglichkeiten oder Krankheiten kann die Aufteilung jedoch abweichen.

Wichtig zu erwähnen ist, dass wir beim BARFen kein Schilddrüsengewebe verfüttern. Der Hund benötigt aber das Spurenelement Jod zur Synthese der Schilddrüsenhormone [4]. Daher wird die Jodversorgung im Normalfall über die Seealge Ascophyllum Nodosum sichergestellt.

Welche Vorteile hat BARF?

Eine selbst zusammengestellte Ration nach dem BARF-Prinzip hat einige Vorteile zu bieten:

  • Die Gesundheit deines Lieblings wird durch eigenhändig hergestellte Rationen gefördert [3][5]:
    • Geringere Wahrscheinlichkeit von Zahnsteinbildung
    • Niedrigeres Risiko für eine Magendrehung
    • Reduzierung von Wachstumproblemen
    • Stärkung des Immunsystems
    • Bessere Parasitenabwehr (z. B. Würmer)
  • Die Lebenserwartung deines Hundes steigt: „Hunde, die nicht mit Fertigfutter ernährt werden, leben statistisch gesehen 2,7 Jahre länger.“ [3]
  • Die Ration besteht aus artgerechten und natürlichen Bestandteilen: Im Gegensatz zu Fertigfutter enthält eine BARF-Ration weder wertlose Füllstoffe noch Zucker. Außerdem kann auch auf Getreide verzichtet werden. Durch das Fehlen von Antinährstoffen (z. B. Phytinsäure aus z. B. Getreide oder Hülsenfrüchten) erhöht sich die Bioverfügbarkeit vieler Nahrungsbestandteile deutlich. Somit sind geringere Mengen an Nährstoffen nötig, um den Bedarf zu decken.
  • Der Tierhalter kann selbst bestimmen, was und welche Menge im Napf seines Hundes landet: Durch die Zusammenstellung aus Einzelkomponenten kann man sich weitgehend (Achtung jedoch bei gewolften Produkten) sicher sein, was im Napf landet. Es besteht kaum die Gefahr, dass eine Futtermitteldeklaration zu Verwirrungen oder Unklarheiten führt.
  • Im Napf landen keine synthetischen Zusatzstoffe, Konservierungs- oder Farbstoffe: Konservierungsstoffe sind bei einer BARF-Ration nicht notwendig, da diese im Normalfall tiergefroren wird und sich somit die Haltbarkeit automatisch verlängert. Wird ein Tier nach dem üblichen Beutetierkonzept gebarft, müssen auch keine synthetischen Ergänzungsstoffe hinzugefügt werden. Sollte eine Ergänzung von bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen notwenig sein, wird dies weitmöglichst über spezielle, aber natürliche Lebensmittel sichergestellt.
  • Nahrung kann optimal auf Krankheiten, Unverträglichkeiten oder Vorlieben angepasst werden: Dadurch, dass die Ration individuell gestaltet wird, besteht immer die Möglichkeit, die Ration in eine bestimmte Richtung hin anzupassen. Verträgt das Tier beispielsweise nur Pferd und Ziege, wird die Ration eben aus diesen beiden Tierarten zusammengestellt. Muss eine bestimmte Diät aufgrund einer Erkrankung eingehalten werden, ist dies auch möglich, ohne dass ein Spezialfutter gekauft werden muss. Bei wählerischen Tieren kann man die unbeliebten Bestandteile einfach durch andere Tierarten austauschen und muss nicht das komplette Futter wechseln.
  • Außerdem kann man folgende Effekte bei gebarften Tieren feststellen:
    • Glänzendes, schönes Fell
    • Weniger Körpergeruch (Hundegeruch)
    • Reduktion der Kotmenge

Welche Nachteile hat BARF?

Um euch ein möglichst genaues Bild zu geben, möchte ich euch auch die Nachteile des BARFens nicht vorenthalten [3]:

  • BARFen bedeutet mehr Aufwand: Die Auswahl und Zusammenstellung der einzelnen Rationen bedeutet Arbeit. Die Komponenten müssen gewogen, geschnitten und zubereitet werden. Der Kontakt zum Metzger muss hergestellt oder ein passender BARF-Shop ausgewählt werden. Das dauert natürlich eine gewisse Zeit. Umso länger ihr euch mit dem Thema auseinandersetzt, desto schneller werdet ihr. Versprochen! Inzwischen kann ich eine Monatsration in unter 2 Stunden portionieren.
  • Man benötigt Platz zum Lagern: Die Bestandteile der Ration – also Fleisch, Innereien, Knochen, Gemüse, Obst sowie Zusätze – müssen gelagert oder tiefgefroren werden. Dafür benötigt man natürlich mehr Platz, als für einen Sack Trockenfutter. Später müssen auch die zubereiteten Rationen eingefroren werden, damit sie haltbar bleiben. Daher ist ein (zusätzlicher) Gefrierschrank oder eine -truhe nötig.
  • Wer richtig BARFen möchte, muss sich informieren: Damit der Hund ein bedarfsdeckendes Futter erhält, benötigt man als Tierhalter ein gewisses Grundverständnis zum Thema BARF (nach dem Beutetierkonzept). Wenn man sich nicht gründlich einlesen möchte oder man von den Berechnungen verwirrt ist, dann sollte man sich helfen lassen. Hier kann eine professionelle BARF-Beratung helfen.

Quellen:

[1] ZENTEK, Jürgen. Ernährung des Hundes: Grundlagen-Fütterung-Diätetik. Georg Thieme Verlag, 2010.

[2] DILLITZER, Natalie, et al. Tierärztliche Ernährungsberatung: Diätetik und Fütterung von Hunden, Katzen, Reptilien, Meerschweinchen und Kaninchen. Elsevier Health Sciences, 2012.

[3] WOLF, Nadine; SIMON, Swanie. Das Barf-Buch: Inklusive 14 Rezepten. o. V., 2015.

[4] LOEFFLER, Klaus; GÄBEL, Gotthold. Anatomie und Physiologie der Haustiere. UTB, 2015.

[5] SIMON, Swanie. BARF-Biologisch Artgerechtes Rohes Futter: Die artgerechte Ernährung des Hundes mit BARF; Mit Tabellen, Futterplänen, Literatur-und Linktipps. Verlag Drei Hunde Nacht, 2014.

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